Die Geschichte der Buchhandlung.

Die ST.MARIENBUCHHANDLUNG  hat ihre Ursprünge im Jahr 1887. Nach der Gründung einer Buchhandlung in Ohio (1837 durch Louis Meyer) und 1850 in New York (durch J.N.Adelrich Benziger) eröffnete der Benziger-Verlag seine erste deutsche Buchhandlung in Waldshut. Betriebe in Köln (1894) und Straßburg (1912) folgten. Carl und Nikolaus Benziger hatten sich das kleine Habsburger Städtchen im damaligen Großherzogtum Baden als Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten im Deutschen Reich ausgesucht. Expandierte der Verlag bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts, so brachte der erste Weltkrieg schwere Rückschläge.  Das auf den deutschen Markt ausgerichtete Unternehmen wurde in seiner Entfaltung begrenzt, weil es von seinen Absatzgebieten getrennt wurde, und um eine Beschlagnahme durch die Aliierten zu verhindern, wurden die amerikanischen Benziger-Firmen vom Stammhaus unabhängig. Der in der Folgezeit aufkommende Nationalsozialismus machte sich im Absatz des traditionell konfessionell ausgerichteten katholischen Programms nachhaltig bemerkbar. 

Das war auch der Grund, warum die Niederlassung 1936 in die Hände von Alois Höner aus Luzern gegeben wurde, der bisher Repräsentant des Verlages war. Er führte das Geschäft im Haus in der Marienstrasse 4 bis zum Jahre 1953 und war in dieser Zeit noch als Expedient des Verlagshauses tätig. Für das Sortiment bestimmend blieb unter seiner Regie und gegen den damals herrschenden Zeitgeist, die religiöse und christliche Ausrichtung. Dies änderte sich auch nicht, als 
Josepha und Fritz Fleck im selben Jahr das Traditionsunternehmen übernahmen. Allerdings machte eine kontinuierliche Ausweitung des Sortiments im Jahre 1964 einen ersten Umbau notwendig, der dem gestiegenen Raumbedarf  Rechnung trug. Ein weiterer Umbau, der das alte Gebäude grundlegend sanierte und die Räume der Buchhandlung auf 2 Etagen ausdehnte fand im Jahre 1978 statt. Er machte eine weitere Vergrößerung des Sortiments möglich. Peter Fleck, der nach seiner mit Auszeichnung abgeschlossenen buchhändlerischen Ausbildung im Hause Herder (Freiburg i.Brsg.), 1972 in den Betrieb eintrat,   führte das Unternehmen von 1988 bis 2016 zusammen mit seiner Frau Ulrike Fleck, die ihre buchhändlerische Ausbildung an der Fachschule für Buchhandel in Leipzig (ehemals DDR) erhielt. Dieser Ausbildungsgang entspricht, auf das bundesdeutsche Bildungssystem übertragen, einem Fachhochschulabschluss. Auf Grund ihrer herausragenden Leistungen wurde sie anlässlich der staatlichen Abschlussprüfung 1971 mit Preis und Urkunde ausgezeichnet. 

Jetzt, nach 128 Jahren Buchhandel in Waldshut, neigt sich unsere buchhändlerische Tätigkeit aus Alters- und Gesundheitsgründen dem Ende entgegen. Eine Nachfolge aus dem Familienkreis ist nicht abzusehen und die weitere Zukunft ist noch unbestimmt.

Die Geschichte des Hauses. 

In den frühen 30iger Jahren war das Geschäftshaus, seiner heutigen Form nach aus dem 16.Jahrhundert, in den Besitz des Großvaters von Josepha Fleck, Wendelin Küpfer gelangt, in dem schon zuvor mehrere Geschäfte beheimatet waren.(1934 Wassmer-Rodenhäusler Lebensmittelhandel davor Drogerie Boll davor Pelz-Anstätt davor Federn-Böhm) Nach einer Recherche des Waldshuter Stadtarchivars i.R. Konrad Sutter konnten die folgenden Besitzverhältnisse festgestellt werden: 

Nach dem städtischen Urbar von 1644 war das Haus im Besitz von Gilg Brugger und Adam Landherr. Am 23.11.1724 sind die Erben von Hans Glöggler im Fert.Buch I.S.20 die es am selben Tag an Franz Josef Wolf verkaufen, Besitzer des Hauses. Als Anstösser (Nachbar) ist Chr.Stiegelmayer von der 3-Königskaplanei genannt. Von Franz Wolf gelangte das Gebäude am 1.12.1736 im Tausch gegen das Haus "Schneggle" jetzt Lagebuch Nr. 65, an Kaplan König und wurde Allerheiligen-Pfründhaus.   
Seinerzeit sind L.Ziegler 3-Königskaplanei und Joh.Köpfler  Anstösser. Im Jahre 1868 kam es in den Besitz des Federnhändlers
Johann Böhm, dessen Nachbarn damals die Orgelbauer Johann Albiez und Sebastian Waldmayer sind. Aus dem Besitz der Familie Böhm ist das Haus dann vermutlich an Wendelin Küpfer (1934 ?)gelangt, von dem es an Sophie Ebi geb. Küpfer, seine Tochter und an deren Mann, den Bildhauer Friedrich Ebi überging. Bis zum 23. Mai 2013, ihrem Todestag, befand es sich im Besitz von Anna Josepha Fleck, geb. Ebi. Jetziger Besitzer und Erbe ist Friedrich Alfred Fleck. Man kann davon ausgehen, dass bereits während der Gründungszeit der Stadt an dieser Stelle ein Haus gestanden hat. Vermutlich werden wegen der Lage am ehemaligen Stadtgraben,

Treppenpfosten aus dem 16.Jahrhundert

 unmittelbar an der Stadtmauer ursprünglich Wachmannschaften darin untergebracht gewesen sein.
 
Rekonstruktion des historischen Stadtbildes

Rekonstruktionen von Stadtpfarrer Josef Bieser, Pater Josef Isele und Aug. Brandes, die den Zustand aus dem 15.-17.Jahrhundert darstellen und ein Plan in der "Geschichte der Stadt Waldshut" von Birkenmayer aus dem 17.Jahrhundert zeigen, dass schon damals eine Häuserzeile an der Ostseite der heutigen Marienstrasse zu finden war. Die bauliche Eigenart des Hauses, die auch heute noch unschwer zu erkennen ist, weißt  darauf hin, dass  es unterhalb des einstigen Wehrgangs an die Mauer angelehnt war. Die Lage des kleinen Vorratskellers

Keller und Haus im heutigen Zustand

Kalkschotter bilden die Unterlage für das Bruchsteingemäuer, das besonders an Front- und Rückseite des Gebäudes beachtliche Stärken erreicht. Durch die fehlende Isolierung kann die Feuchtigkeit des Bodens ins Mauerwerk einziehen. Salpeterbefall ist die Folge davon. Innerhalb der Häuserzeile waren die Zwischenwände zum Teil in mittelalterlicher Leichtbauweise erstellt. Im ehemaligen Speicher fand sich eine Zwischenwand aus Haselnussgeflecht, das mit Lehm abgedichtet war.  Seit dem Umbau 1978 sorgt deshalb ein Sprengwerk für die Auflage der tragenden Balken. Auch die massiven Treppenstufen aus Eichenholz, die in den Keller führen, dürften noch aus dem Mittelalter stammen. Ebenso noch teilweise erhaltene Fasslager, die dort zu finden sind.

 

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